einen etwas seltsamen (spezifisch Naumburger?) Sylvester-Brauch erinnert und gleichzeitig interkulturelle Verständigungsprobleme beleuchtet. Falls Elke dies hier liest, möge sie uns bitte verzeihen oder sich bei uns melden.]
Einmal habe ich Silvester im Wilden Osten gefeiert, das war in den 80ern zu meiner Zeit in der Sozialistischen Arbeiterjugend. Wir waren damals von SED und Jungen Pionieren in Naumburg eingeladen, an das Programm erinnere ich mich noch sehr genau, es tanzten fast-nackte Go-Go-Girls auf den Tischen, das war im Osten eine Spezialität, aber für uns linke Wessi-Frauen der blanke Horror. Wir haben uns auf unsere Zimmer zurückgezogen und mit einer Kiste Krimskoje das betrübliche Ereignis zu vergessen versucht.
Am nächsten Morgen waren die Ost-Genossen erstaunlich frisch. Wir durch die Bank weg mächtig verkatert. Man fuhr uns in ein Hallenbad zum Karpfentauchen - was immer das sein mochte, dachte ich damals.
Am Beckenrand stand die ostübliche Schalmeienkapelle und hat uns mit Arbeiterliedern den Marsch geblasen, jemand hatte sich als Neptun verkleidet und mit einer schaufelgroßen Suppenkelle Schaumwein in uns geschüttet, so dass wir bald noch sternhagelblauer als am Abend zuvor waren. Dann ging es unter Wasser, zwei Mannschaften mussten abwechselnd versuchen, den Karpfen einzufangen, der war glitschiger, als wir alle dachten. Das Tier hat sich wacker gehalten, jemand hat es dann unter den Kiemen zu fassen bekommen, es hat mir fast ein wenig Leid getan.
Der Rest des Tages wurde beschaulich mit Ausnüchtern und Fitmachen für die Heimreise begangen.
Trotzdem, der Osten ist nicht mein Ding. Ich habe mehrmals Silvester in Garmisch-Partenkirchen gefeiert, so richtig romantisch eingeschneit und dem Neujahrsspringen zugesehen, das hat mir mehr gefallen.