Kriegsgefangenschaft in der BRD. Meine Eltern hofften seit Jahren auf eine Wiedervereinigung.

Die Zulassung zur Oberschule wurde mir verwehrt, da man keine Kinder heranbilden wollte, die dann später nach Westdeutschland gingen. Für den Besuch der Oberschule war Voraussetzung, die Abschlußprüfung der Grundschule mindestens mit "gut" zu bestehen. Diese Prüfung hatte ich mit "sehr gut" bestanden. Anbei eine Karte meines damaligen Lehrers Eduard Strambowski, auf der er sein Bedauern darüber äußert, dass er mir nicht helfen konnte.

Ich besuchte dann das Proseminar in Erfurt, eine von der Kirche eingerichtete Ausbildungsmöglichkeit, die zu einem kirchlichen Abitur hinführen sollte. Dieses Proseminar wurde jedoch circa neun Monate später von seiten des Staates geschlossen mit dem Versprechen, die Schüler auf gleichwertigen Schulen unterzubringen. Trotzdem erfolgte an der Oberschule Naumburg zunächst wieder eine Ablehnung. Erst nach weiteren Bemühungen und Schreiben bis nach Halle und Berlin konnten wir die Zulassung erreichen. Ich musste wieder in die neunte Klasse gehen, da ich ein Jahr lang kein Russisch und Englisch, dafür aber Griechisch und Latein gehabt hatte.

Nachdem die Hoffnung auf Wiedervereinigung immer aussichtsloser wurde, beantragte meine Mutter unsere Ausreise, und wir konnten im Mai 1957 die damalige DDR legal auf dem Wege der Familienzusammenführung verlassen. Ab Mai 57 besuchte ich das Gymnasium in Celle (wieder neunte Klasse, da mir Englisch und Französisch fehlten), machte 1962 das Abitur, studierte dann an der Pädagogischen Schule in Braunschweig und war über 30 Jahre als Lehrerin an einer Grundschule tätig. Naumburg ist meine Heimatstadt, Celle wurde mir zur zweiten Heimat. Hier habe ich noch die Schule besucht, eine Familie gegründet und meinen Beruf ausgeübt. Durch die damaligen Umstände gingen mir zwei Jahre in meiner Ausbildung verloren. Dass das einem jungen Menschen gegenüber ungerecht und willkürlich war, ist mir eigentlich erst später richtig bewusst geworden.