Auge. Die Schularbeiten wurden schnell gemacht und im Sommer ging es dann zu den Großeltern in die Weinberge. Meine Großmutter konnte nicht auf Leitern steigen und so half meine Mutter das viele Obst zu ernten. Wir Kinder spielten derweil auf der Wiese. Ich baute kleine Gärten, zäunte sie mit kleinen Stöckchen ein, machte auch eine kleine Höhle, da wohnte dann ein Zwerg, der hatte als Schatz eine Glaskuller. Oft lag ich auch mit dem Gesicht ganz dicht auf der Erde und beobachtete was da zwischen den Grashalmen herum krabbelte. Die Pflanzen und die Tiere waren meine Freunde. Wir wurden ja sehr isoliert, mußten nach der Schule gleich nach Hause kommen, durften nicht mit anderen Kindern spielen. Für Großmutters Hühner sammelten wir die leeren Schneckenhäuser, die wurden in einer Mühle, in der eine zackige Eisenwalze war, zermahlen. Das war Kalk für die Hühner, davon wurden die Eierschalen hart. Im Herbst mußten wir das viele Fallobst auflesen, das wurde auch zerkleinert und die Ziegen bekamen es zu fressen. Löwenzahn wurde gestochen für die Kaninchen. Wenn die Pflaumen reif, überreif waren und abfielen, mußten wir sie auflesen. Sie waren voller Wespen, die den süßen Saft saugten. Die gepflückten Pflaumen wurden entsteint, zermahlen und im großen kupfernen Waschkessel zu Mus gekocht. Das dauerte mindestens 24 Stunden. Am Tag mußten wir Kinder rühren, nachts die Erwachsenen, es durfte nicht anbrennen. Das kochende Mus bubberte und spritzte und wenn so ein Spritzer auf unsere nackte Haut fiel, gab es Brandblasen. Das hieß dann nur, das gehört dazu. Das fertige Mus kam in große irdene Töpfe, zu jedem Topf eine Hand voll Walnüsse und oben drauf ein paar Nußblätter. Dann wurde es mit Pergamentpapier zugebunden. Es bildete sich eine harte Kruste und das Mus hielt sich 1 Jahr. Großvater machte auch Apfelwein von dem wir im Winter verdünnt etwas abbekamen, um wieder warm zu werden. Der Effekt war sicher ein leichter Rausch.